25 Jahre Windsurfing-Club Hessenaue e.V.

 

Wenn unser Club am 13. Dezember 2002 sein 25jähriges Bestehen feiert, so ist das für die relativ junge Sportart bereits ein beachtliches Jubiläum. Die Frage stellt sich, wie kam es dazu und was waren die Hintergründe.

Ende 1968 ließen sich Jim Drake und Hoyle Schweitzer den Windsurfer, eine Kombination von Surfen und Segeln patentieren. In den Folgejahren begann weltweit der Siegeszug des Windsurfens. Eine neue Sportart war geboren worden. In Europa erwarb die holländische Firma Tencate als erstes Unternehmen die Lizenz zur Herstellung von Surfboards. Dem folgten dann die Firmen Ostermann, Mistral, Hifly, Klepper und andere.

Damit waren die technischen Voraussetzungen für das Windsurfen auf der Hessenaue geschaffen. Wie kam es aber zur Gründung des Clubs?

In den Jahren 1975 und 1976 kursierte im Rhein-Main-Gebiet der Insidertipp, dass in der Gemeinde Trebur im Ortsteil Hessenaue nahe bei der Bundeswehr eine Kiesgrube wächst, die von der Fa. Seemann betrieben wurde und an der freies Baden - auch ohne Badehose - möglich sei. Die damals noch recht kleine Kiesgrube, die von der Bundeswehrseite ca. 150 Meter breit war, war bald an schönen Tagen ringsum von Nackedeis be- bzw. übervölkert. Im Sommer 1976 tauchten die ersten Windsurfer mit Surfboards der Fa. Tencate auf der Kiesgrube auf und wurden als Novitäten bestaunt. Die Gabelbäume der ersten Bretter waren noch aus Teakholz hergestellt. Die Anzahl der Windsurfer nahm im Sommer 1977 erheblich zu, zumal noch mehre Hersteller Surfboards anboten. Somit war auch der Bedarf für eine die neue Sportart fördernde Vereinigung gegeben.

Im Herbst 1977 erschien in den Zeitungen Mainspitze, Rüsselsheimer Echo und Heimatzeitung ein Inserat, in dem die Surfinteressierten zu einer Zusammenkunft im Eigenheim in Trebur eingeladen wurden. In der ersten Zusammenkunft wurde beschlossen, zur Förderung des Surfsports und um eine hierfür geeignete Wasserfläche zu finden, einen Verein zu gründen. An der Gründungsversammlung am 13. Dezember 1977 nahmen 19 Personen teil, wovon noch Bernd Heinig, Horst Rauer und Heinz Weber dem Club angehören. Zum ersten Vorsitzenden des Vereins wurde der Initiator der Zeitungsinserate Uwe Goetze gewählt. Als Jahresbeitrag wurden 60,-- DM für jedes erwachsene Mitglied festgelegt. Auf eine Aufnahmegebühr wurde verzichtet und vorerst sollten nicht mehr als 50 Mitglieder aufgenommen werden.

Die erste Clubregatta wurde für den 04. Mai 1978 anberaumt - und wegen zu geringer Anmeldungen wieder abgesagt. Das Jahr 1978 war geprägt von heftigen Diskussionen mit dem Verband Hessischer Sportfischer e.V., welcher die Kiesgrube als Angelsee gepachtet hatte und fortwährenden Auseinandersetzungen mit dem Kiesgrubenbesitzer und den Landwirten, die um ihr Ackergelände rund um den See fürchteten. Viele Badegäste und Surfer benutzten umliegendes Ackergelände als Parkplatz bzw. beschädigten Produktionsstätten des Kiesgrubenbetreibers. Schließlich gelang es mit dem Verband Hessischer Sportfischer eine Regelung zu treffen, wonach die Wasserfläche zwischen Anglern und Surfern aufgeteilt wurde. Maximal durften 20 Surfbretter auf dem Wasser sein. Die ersten Mitgliedsausweise wurden ausgegeben.

Der 1. Mai 1979 wurde zum "Tag des Surfers" deklariert und erneut zu einer Regatta der "Offenen Klasse" eingeladen, welche in zwei Gewichtsklassen (bis 76 Kg. und darüber) gefahren werden sollte. Auch diese Regatta fand nicht statt. Das Wetter war katastrophal und alles versank im Schlamm. Im Laufe des Jahres 1979 eskalierte die Auseinandersetzung um die Nutzung der Kiesgrube heftig, zumal auf dem betonierten Zugangsweg eine Schranke von der Fa. Seemann errichtet worden war.
Dennoch wurde am 21. Oktober 1979 die erste sportliche Marke im Clubleben gesetzt. Die Abschlussregatta fand statt. Der erste Regattasieger der "leichten Klasse" war Volker Ebermayr, ein Name der als Sieger in den folgenden zwei Jahrzehnten immer wieder auftauchte. Bei den schweren Jungs siegte Ronald Zimmermann. Die jeweils zweiten Sieger waren Peter Vogt und Dieter Zimmermann.

Ab dem Jahr 1980 wurden 300,-- DM Aufnahmegebühr pro Surfbrett erhoben. Der Vorsitz wechselte von Uwe Goetze auf Bernd Heinig. Im Januar dieses Jahres haben einige sogar auf selbstgebastelten Eissurfern ihr Glück versucht, wobei einer im Eis einbrach, sich aber nur einen Schnupfen holte. Die Clubaktivitäten nahmen erfreulich zu. Unter Leitung von Hans Peter Maier wurde ein Clubtandem gebaut und die Clubabende fanden regelmäßig im Dorfgemeinschaftshaus in Hessenaue statt. Auch wurden die neuen Clubausweise ausgegeben und erstmals Clubaufkleber und T-Shirts mit Clubemblem verkauft. Volker Ebermayr und Peter Vogt, welche für ein Jahr einen Organisationsausschuss bildeten, veranstalteten die erste Hollandfahrt im kleinen Kreis. Die ersten VDWS - Grundscheine wurden erworben. Nach intensiven Verhandlungen mit dem Verband Hessischer Sportfischer und dem Kiesgrubeneigner sowie mit Einverständnis der Gemeinde Trebur wurde im September 1980 gemeinsam mit den Anglern die Kiesgrube eingezäunt und der Club bekam einen eigenen Eingang.

Auf der Mitgliederversammlung am 10. Februar 1981 wurde die Beitrags- und Benutzungsordnung verabschiedet. Im Laufe des Jahres wurden 3 Regatten gefahren, wobei erstmals eine Damenklasse gesegelt wurde. Eine Clubfahrt mit größerer Beteiligung nach Renesse/ Holland fand im Juni statt.

Erstmals im Jahr 1982 wurden aus drei Regatten der/die Vereinsmeister/in ermittelt. Bei den Damen war es Hedi Heinig, Leichtgewicht Volker Ebermayr und Schwergewicht Dieter Zimmermann. Mit dem Verband Hessischer Sportfischer wurde vereinbart, dass das gesamte Gewässer mit einem Uferabstand von 30 Metern genutzt werden kann.

In den Jahren 1983 bis 1985 festigte sich das Clubleben. Es fanden nicht nur die bereits üblichen Regatten zu den Vereinsmeisterschaften, sondern auch Grillabende und Fahrten an andere Gewässer (Weißenstädter- See, Brombachsee oder Holland) statt. Anlege- und Liegefläche am See wurden mit Hilfe der Arbeitseinsätze angelegt und in Ordnung gehalten. Die hierfür erforderlichen Arbeitsgeräte sowie ein Zelt und andere clubeigene Gegenstände konnten wir bei Karl Lukas - unserem einzigen Hessenauer Clubmitglied - lagern, so dass diese immer schnell verfügbar waren.

Im Jahr 1986 übernahm Dieter Zimmermann den Vorsitz des Clubs. Die Vereinsmeister wurden nach wie vor im 3-Klassensystem - Damen, Schwer- und Leichtgewicht - ausgetragen.

Für das Jahr 1987 gilt es neben den üblichen sportlichen Ereignissen die 10-Jahr-Feier des Clubbestehens zu nennen. Leider konnte auch nach so langer Verhandlungszeit immer noch kein Pachtvertrag mit der Gemeinde geschlossen werden.

Das für den Club herausragende Ereignis fand 1989 mit dem Abschluss eines Pachtvertrags mit der Gemeinde Trebur statt. Der Vertrag war für ein Jahr gültig und wurde in den Folgejahren jeweils um ein Jahr verlängert. Auf der Jahreshauptversammlung am 03. März 1989 wurde die bis heute gültige Segelanweisung beschlossen. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Boardklassen "Gleiter und Verdränger" eingeführt und ersetzten die "leichten und schweren Jungs". Hans Steingötter übernahm am 23. Juni 1989 den 1. Vorsitz. Vom 02. - 06. September 1989 fand die erste Clubfahrt nach Makkum/Holland in das Hotel Vigilante statt. Dorthin sind wir bis in das Jahr 2000 jährlich zurückgekehrt.

Der erste separate und ansprechend gestaltete Terminkalender wurde 1990 herausgegeben, in welchem alle Regatten, Schulungen, Arbeitseinsätze und sonstige Veranstaltungen aufgelistet waren. In gleichem Jahr sind wir zur Clubfahrt nach Ampuriabrava/Spanien gefahren. Mit Otto Greve gehörte erstmals ein Jugendwart dem Vorstand an. Als Sportwart wurde Reinhold Hortig gewählt, der bis zum heutigen Tag im Vorstand in mehreren Funktionen tätig ist.

Als wir 1991 zum ersten Mal an einer Teamregatta in Riedstadt teilnahmen, hatten wir prompt den ersten Platz gewonnen. Den Club vertraten Carsten Scholl, Frank Liebscher, Reinhold Hortig und Volker Ebermayr.

Der Vorsitz des Clubs wechselte am 13. März 1992 zu Volker Ebermayr. In diesem Jahr nahm an der Teamregatta die Rekordanzahl von 8 Mannschaften teil. Den ersten und den zweiten Platz belegten die Teams unseres Clubs.

Im Jahr 1993 ist neben den bereits üblichen sportlichen Ereignissen herauszuheben, dass der Club erstmals ein Zeltwochenende für unsere Jugendlichen von 12 - 18 Jahren auf dem Campingplatz am Altmühlsee/Franken veranstaltete.

Die Teamregatta 1994 beim Windsurfingclub Riedstadt wurde erstmals nicht von uns gewonnen. Einen besonderen Applaus erhielt jedoch bei der Siegerehrung unser Mitglied Fritz Roth, der mit 65 Jahren der älteste Teilnehmer war. Fritz Roth nimmt bis heute noch immer an den Vereinsregatten teil.
Der Kauf von zwei Mobilheimen in Makkum/Holland wurde auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. August 1994 beschlossen.

Die Neuerung im sportlichen Clubleben des Jahres 1995 hieß ONE-HOUR-FUN-REGATTA. Dabei mussten innerhalb einer Stunde zwei Bojen so oft wie möglich umrundet werden.

Unser derzeitiger 1. Vorsitzender Gerhard Daum übernahm am 15. März 1996 sein Amt. Er ist damit derjenige, der in der Geschichte des Clubs am längsten dieses Amt inne hat.

Zum ersten Mal konnte in diesem Jahr das Vorstandmitglied Reinhold Hortig die Prüfung für den VDWS-Grundschein am See abnehmen. Die Windsurfhaftpflicht und Windsurfunfallversicherung, die bisher der Club trug, wurde nunmehr auf die Mitglieder umgelegt.

Für das Jahr 2000 ist zu berichten, dass die Mitglieder erstmals zu einem Beachvolleyball-Turnier eingeladen wurden. Zur großen Freude aller Clubmitglieder bekamen wir die Erlaubnis auf dem Gelände am See eine Unterstellhütte zu errichten. Dem handwerklichen Können und der Arbeitsbereitschaft von Herbert Märten haben wir es zu verdanken, dass daraus ein Mehrzweckraum mit viel Liebe zum Detail entstand. Unter großem Zeitaufwand wurde unser "Clubhaus" von ihm entworfen, das Material zubereitet und unter Mithilfe einiger Mitglieder aufgebaut.

Seit 2001 sind wir im Internet vertreten. Andreas Stark richtete die Homepage ein und bestückt sie weiterhin mit aktuellen Informationen. Die Anschrift ist: www.windsurfing-club-hessenaue.de. Die Webseite wurde seit dem 06. Mai 2001 mehr als 1350 mal angeklickt. Besonders ist herauszuheben, dass es Gerhard Daum gelungen ist, mit der Gemeinde Trebur einen Pachtvertrag über eine Laufzeit von 12 Jahren abzuschließen. Als Gegenleistung haben wir akzeptiert, dass in der Süd-West-Ecke des Sees der Angelverein Hessenaue seinen Sport ausüben kann.

Ansonsten fanden jährlich wie gewohnt die zur Ermittlung der Vereinsmeister notwendigen Regatten statt. Um nicht zu einseitig zu sein, haben wir auch Radtouren in die nähere Umgebung mit anschließendem Grillen am See unternommen. Soziale Höhepunkte der vergangenen Jahre waren jeweils die Sommerfeste und Jahresabschlussfeiern.
Nach wie vor bietet Reinhold Hortig, der auch die Mobilheime in Makkum betreut sowie für den Jahreskalender verantwortlich zeichnet, Surfschulungen für Neu- oder Wiedereinsteiger an und Volker Ebermayr ist bereit, Regattateilnehmer zu trainieren.

Zum Schluss noch etwas aus der Sparte "zum Schmunzeln".
Noch vor der Vereinsgründung im Sommer 1977 war ich zum Surfen am See. Beim Ausladen hatte ich meinen Autoschlüssel im Kofferraum auf das Ersatzrad gelegt. Als alles ausgepackt war, habe ich ohne Hemd und Hose den Kofferraumdeckel zugeworfen und den Autoschlüssel vergessen. Da stand ich nun. Der damals mir noch fremde Horst Rauer erbot sich spontan, zu mir nach Hause zu fahren und einen Zweitschlüssel zu holen, was mich aus meiner misslichen Lage befreite.

Bevor 1980 das Clubtandem gebaut wurde, haben die beiden immer um den Sieg kämpfenden Peter Vogt und Volker Ebermayr einmal ihre beiden Hifly-Boards derart zusammengebunden, dass sie damit als Tandem fahren konnten. Lange hielt allerdings diese Konstruktion nie. Ein anderes Mal vollführten sie ein Kunststück auf nur einem Brett. Volker hielt das Rigg und Peter machte auf dem Bug einen Kopfstand. Das Ende war abzusehen: Beide lagen im Wasser. Sie beherrschten auch das Tricksurfen mit Erfolg, so dass sie auf der Kante des Brettes segelten.

Zum allgemeinen Gelächter trug auch Dieter Zimmermann bei, der bei einer Regatta mit seinem Verdränger etwas spät dran war und schnellstens auf das Wasser wollte. Dies tat er mit noch brennender Zigarette. Aber er war zu schnell. Nach wenigen Metern - das Ufer fiel damals steil ab - verlor er die Kontrolle und stürzte in das Wasser und ging unter. Sekunden später tauchte er wieder auf. Er hatte die Zigarette immer noch im Mund. Sie brannte allerdings nicht mehr.

Im Oktober 2002
Bernd Heinig